Trauerhilfe – Offen sein für Bräuche aus allen Religionen

Zierelement

Trauer­kultur in den Welt­religionen

Überblick über Bräuche und Rituale

Jeder Mensch trauert anders und doch finden viele Menschen Halt in den Bräuchen und Riten, die ihre Religion für den Trauerfall, für die Beisetzung tradiert hat. Und manch einer, der sich gar nicht als religiös bezeichnen würde, findet in der Trauer vielleicht auch Trost in solchen Ritualen. Wir laden Sie deshalb ein zu einer kleinen kulturhistorischen Reise.

Christentum

Grundsätzlich ist in den christlichen Religionen sowohl die Erd- als auch die Feuerbestattung erlaubt, wobei die Erdbestattung aufgrund der Tradition bevorzugt wird.

Die zunehmende Individualisierung des Menschen auch in der Art der Bestattung steht aber nicht im Widerspruch zu den Kirchen, solange kein Konflikt mit den generellen Grundwerten entsteht. Anonyme Bestattungen gleich welcher Art werden abgelehnt. Die Anonymisierung käme einer Verdunklung des Todes gleich, wodurch eine Spannung hinsichtlich des Glaubens an ein ewiges Leben in Gott entstünde, das Zentrum der christlichen Bestattungskultur und Lehre ist. Die Auferstehung Jesu steht für das ewige Leben. Vor der eigentlichen Beerdigung wird in einer Feierhalle eine Andacht für den Verstorbenen abgehalten. Bei einer Erdbestattung mit Sarg findet nochmals eine Einsegnung am Grab statt. Bei einer Feuerbestattung dagegen wird die Urne nach der Einäscherung in der Regel ohne Geistlichen nur im engeren Familienkreis beigesetzt. Es sei denn, es handelt sich um eine Urnentrauerfeier. Als Höhepunkt der christlichen Bestattung wird die Eucharistiefeier angesehen, die - wenn nicht wie üblich direkt im Zusammenhang mit der Beisetzung - alsbald in der Gemeinde für den Verstorbenen abgehalten werden soll. Die Gemeinschaft im christlichen Glauben wird dadurch symbolisiert. Grabzeichen wie ein Kreuz, ein Gedenklicht sowie ein Gefäß für Weihwasser sind Identifikationsmerkmale für ein christliches Grab und sollten angebracht werden können.

Islam

Im Islam werden die Verstorbenen möglichst bald nach Todeseintritt von einer Person gleichen Geschlechts rituellen Bräuchen entsprechend gewaschen und in weiße Tücher gehüllt.

Die Bestattung hat ohne größere zeitliche Verzögerung bestimmten Lagerungsvorschriften folgend stattzufinden. Diese sehen vor, dass der Leichnam ohne Sarg auf der rechten Seite liegend in das Erdgrab gebettet wird, wobei sein Gesicht in Richtung Mekka (in Richtung Südosten) ausgerichtet sein muss. Vor der Beisetzung findet ein ca. 10-15 minütiges Totengebet – in der Regel direkt auf dem Friedhof - statt. Eine separate Trauerfeier davor erfolgt nicht. Muslimische Gräber sind auf einem separaten Friedhof oder einem extra ausgewiesenen Teil eines allgemeinen Friedhofs gelegen. Die Ausrichtung der Gräber in Richtung Südost muss dabei ermöglicht werden. Die Grabgestaltung fällt in aller Regel sehr minimalistisch aus, da der Friedhof als Gedenkstätte für das Jenseits und weniger als Ort des Erinnerns gilt. Die Grabpflege übernehmen die Angehörigen.

Judentum

Auch in der heutigen Zeit findet die rituelle Waschung der Verstorbenen (Tohora) nach wie vor Anwendung.

Im Gegensatz zu hygienischen Waschungen, die auch von Angehörigen anderer Konfessionen durchgeführt werden dürfen, erfolgt die Tohora nur durch Personen, die nach den Glaubensvorschriften dazu befugt sind. Im Anschluss an die Reinigung wird der Verstorbene mit einem Totengewand bekleidet. Die Beerdigung findet zum nächstmöglichen Zeitpunkt statt. Der Tradition gemäß erfolgt eine Erdbestattung in einem schlichten Sarg. Neuere Strömungen innerhalb der jüdischen Religion gestatten aber auch Feuerbestattungen. Die Beisetzung findet auf einem jüdischen Friedhof statt. Besteht innerhalb einer Gemeinde kein jüdischer Friedhof, kann die Beisetzung auch auf einem speziell ausgewiesenen Gräberfeld innerhalb des allgemeinen Friedhofs durchgeführt werden. Die Trauerfeier wird vor der Beisetzung durch einen Rabbiner abgehalten. Neben Psalmen und Gebeten finden auch ganz persönliche Texte oder Gedichte des Verstorbenen Einzug in den Gottesdienst. Selten findet eine Trauerfeier direkt am Grab statt. Nach der Verlesung des Kaddisch (traditionelles jüdisches Gebet) helfen die Trauergäste gemeinsam, das Grab mit Erde zu füllen und erweisen dem Verstorbenen somit Respekt. Beim Verlassen des Friedhofs werden die Hände in einer bereitgestellten Schüssel mit Wasser gereinigt. Dies dient symbolisch der Rückkehr aus der Traurigkeit ins Leben.

Buddhismus

Die buddhistische Glaubensrichtung lässt sowohl eine Erd- als auch eine Feuerbestattung zu.

Der Körper, in dem der Buddhismus lediglich eine Hülle für den Geist sieht, soll jedoch mit gebührendem Respekt behandelt werden. In der Regel werden bei der Abschiednahme Sutren (Reden des Buddha) vorgelesen, es wird dem Toten gedacht und die anwesende Trauergemeinde wird zur Reflektion über das eigene Sein angehalten. Einheitliche Regelungen zur Abschiednahme bestehen nicht, da es sehr viele unterschiedliche Strömungen innerhalb dieser Religion gibt. So bestatten beispielsweise manche Richtungen ihre Verstorbenen in Fötusstellung, um für ihre Wiedergeburt die besten Voraussetzungen zu schaffen. Manche Abschiednahmen werden als fröhliche Feier begangen, mit Musik, Feuerwerk und einem Festessen, während andere Feierlichkeiten eher von der Trauer um den Verstorbenen geprägt sind. Die Grabgestaltung eines Buddhisten wird man auf unseren Friedhöfen nur schwer als solches erkennen können, da seine Verzierung die Einheitlichkeit der Grabgestaltung stören würde.

Hinduismus

Nach hinduistischem Glauben besteht der Köper eines Menschen aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Wind, Erde und Raum.

In ihm existiert ein weiterer, der so genannte „feine Körper“, der aus Gedanken und Gefühlen besteht, die das Ewige eines Menschen, das Atman, umgeben und beschützen. Um nun den feinen Körper aus dem menschlichen Körper herauszulösen muss der Leichnam verbrannt werden. Am dritten Tage nach der Verbrennung wird die Asche des Verstorbenen im Ganges oder im Meer beigesetzt. In dieser Zeit erlischt auch die Existenz des feinen Körpers und das Atman wird endgültig freigegeben. Während in Indien traditionelle Begräbnisstätten auf eigens dafür vorgesehenen Plätzen in der Nähe des Flusses im Freien zur Verfügung stehen, findet in Deutschland eine Verbrennung in einem Krematorium statt. Von einer wie in Indien üblichen Opferbeigabe wird in der Regel bei der Kremierung abgesehen. Viele hierzulande Verstorbene Hindus lassen sich nach Indien überführen, um dort die Bestattung entsprechend der Tradition uneingeschränkt durchführen zu können.

Orthodoxie

In seinem Innersten ist der orthodoxe Trauergottesdienst eine Auferstehungsfeier.

Die Hymnen, Glaubensbekenntnis und Hoffnungsgebete zielen allesamt auf das Leben in Christus – ewiges Leben, das für die irdische Pilgerreise gewährt wird. Aber auch eine Danksagung für die abschließende und endgültige Befreiung vom irdischen Leben und den Übergang in die Ewigkeit Gottes. Einer der wichtigsten Inhalte neben der Aufbahrung und korrekten Überführung zur Kirche und zum Grab ist offene Aufbahrung während des Trauergottesdienstes. Der Verstorbene wird noch einmal buchstäblich in die Mitte der Gemeinde genommen, mit Weihwasser gesegnet und der Priester spricht das Absolutionsgebet zur Vergebung der Sünden. Der Abschiedsgruß bzw. Abschiedskuss macht ein letztes Mal die Realität des Todes bewusst, und man verabschiedet sich ganz persönlich vom Verstorbenen, bevor er mit brennenden Kerzen und Gesängen begleitet zur letzten Ruhe gebettet wird.

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